Unsere Natur leidet. Boden und Wasser werden immer stärker von Schadstoffen belastet. Immer mehr Tier- und Pflanzenarten sterben aus. Der Grund: Der massive Einsatz von Chemie in der Landwirtschaft. Es sind vor allem die Ackergifte, die unsere Lebensgrundlagen und unsere Ökosysteme bedrohen. Immer mehr davon landen auf unseren Feldern.
Über 100.000 Tonnen Pestizide werden jährlich in Deutschland verkauft. Das sind fast 50 Prozent mehr als noch vor 30 Jahren. Zu den Spitzenreitern zählt das von der Weltgesundheitsorganisation WHO als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestufte Glyphosat.
Es ist Zeit zu handeln. Immer mehr Menschen sind nicht mehr bereit, der schleichenden Vergiftung unserer Lebensgrundlagen tatenlos zuzusehen. Wir stehen an der Seite dieser Menschen. Und wir sagen: eine andere Landwirtschaft ist möglich. Eine Landwirtschaft, die ohne Pestizide auskommt, regionale Kreisläufe auch in der Saatguterzeugung schafft und unsere Böden und unser Wasser schützt und Raum lässt für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt. Das geht nicht von heute auf morgen. Aber jede Veränderung beginnt mit dem ersten Schritt. Und damit wollen wir nicht irgendwann anfangen, sondern hier und heute.
Wir fordern:
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ein wirksames Pestizidminimierungsprogramm, das die Landwirtschaft langfristig in die Lage versetzt, ohne Pestizide auszukommen. Bis 2030 wollen wir die Agrargifte in Bayern um die Hälfte reduzieren,
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ein sofortiges, europaweites Verbot von Glyphosat und bienengefährdenden Agrargiften wieNeonicotinoide ohne Ausnahmeregelungen auf nationaler Ebene,
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ein Verbot von Pflanzengiften auf staatlichen und kommunalen Flächen.
Und das ist auch dringend geboten: Pestizide, insbesondere die hochgiftigen Neonicotinoide, sind für Bienen und andere Bestäuber hochgradig gefährlich. Sie sind mit Ursache für das massive Bienensterben. Der Feldhamster ist inzwischen europaweit vom Aussterben bedroht; Feldlerche und Rebhuhn zählen zu den Vogelarten mit dem stärksten Rückgang in Bayern. Die Vielfalt der Wiesenblumen und Wildkräuter nimmt drastisch ab. Von den rund 220 heimischen Ackerwildkräutern steht die Hälfte auf den Roten Listen der gefährdeten Pflanzen Deutschlands und der Bundesländer. Aber auch die Bodenorganismen wie Regenwürmer oder Springschwänze, die für den Humusaufbau entscheidend sind, leiden unter der Giftdusche.
Die Hauptverantwortung für den rapiden Artenschwund trägt eine zunehmend spezialisierte, an Erträgen und Welthandelspreisen ausgerichtete Landwirtschaft. Sorten, die auf Ertrag getrimmt sind, sind meist anfälliger gegen Schädlingsbefall. Monokulturen, zu enge Fruchtfolgen und zu hoher Chemieeinsatz bringen immer mehr Resistenzen von Pflanzen hervor. Mehr noch, die Agrargifte versagen immer öfter bei ihrer eigentlichen Aufgabe: als Mittel gegen „Beikräuter“. Ernteerträge gehen bereits teilweise zurück.Anstatt umzukehren, hin zu einem vielfältigen und standortangepassten Ackerbau, fordern die Strategen der Agrarkonzerne neue Gifte und ein Absenken der angeblich zu hohen Umweltstandards.
Mittlerweile warnt sogar der Präsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), Prof. Carl-Albrecht Bartmer, vor dieser Entwicklung. Doch die Agrarlobby kämpft mit aller Kraft gegen jede Kritik am verfehlten Agrarsystem. Denn das Geschäft mit Ackergiften ist gigantisch. Aktuell pokern Konzerne weltweit um die Macht über unser Essen. Der Chemiekonzern BAYER will Monsanto für 66 Milliarden US-Dollar übernehmen. Mit dieser Fusion würde BAYER Nummer eins auf dem weltweiten Markt für Saatgut und Pestizide und könnte weite Teile des Lebensmittelanbaus beherrschen. Vom gentechnisch veränderten und patentierten Saatgut bis hin zu Pflanzengiften und Chemiedüngern gäbe es alles aus einer Hand. Doch das Versprechen der Konzerne auf Höchsterträge und Ertragssicherheit ist teuflisch. Landwirte, die sich darauf einlassen, werden zu Abhängigen. Künftig entscheiden dann Konzerne, was, wann, wo angebaut, gespritzt, geerntet und verkauft wird.
Für den einzelnen Landwirt und die einzelne Landwirtin ist es schwer sich diesem System zu entziehen. Bauernhöfe, die den Wettlauf um maximale Erträge nicht mitmachen können, fallen dem sogenannten „Strukturwandel“ zum Opfer. Dieses System gilt es umzukehren.
Wir Grüne fordern deshalb eine flächendeckende Agrarwende in Bayern. Die Landwirtschaft der Zukunft soll weitestgehend ohne chemisch-synthetische Pestizide auskommen. Dazu benötigen wir eine bayerische Minimierungsstrategie für eine giftfreie Landwirtschaft:
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Die Menge an eingesetzten Pflanzengiften muss schnellstmöglich deutlich reduziert werden. Das Reduktionsziel lautet 50% bis zum Jahr 2030. Langfristig soll die gesamte Landwirtschaft in Bayern weitgehend giftfrei sein. Das ist eine Qualitätsoffensive für bayerische Agrarprodukte, die für unsere bäuerliche Landwirtschaft einen enormen Marktvorteil birgt. Bayerische Landwirte und Landwirtinnen, die auf den Einsatz von Pestiziden ganz oder immer mehr verzichten, sollen dafür auch entlohnt werden. Ein entsprechendes Förderprogramm für eine Landbewirtschaftung ohne Pestizide ist aufzulegen.
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Alle staatlichen Güter und landwirtschaftlichen Nutzflächen sind biologisch oder zumindest giftfrei zu bewirtschaften.
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Ökolandbau als Bewirtschaftungsform, die ohne den Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden auskommt, hat eine Vorbildfunktion auf dem Weg zur giftfreien Landwirtschaft. Sie soll daher stärker als bisher gefördert werden mit dem Etappenziel 20 Prozent ökologisch bewirtschaftete Fläche bis 2020 in Bayern.
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Ökologische Vorrangflächen müssen genauso wie der Wald grundsätzlich frei von Pflanzengiften bleiben.
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Das Bildungsprogramm an allen Agrarschulen ist an dem Ziel einer (weitgehend) giftfreien Landwirtschaft auszurichten.
Außerdem müssen auch auf Bundes- und Europaebene die Weichen neu gestellt werden:
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Substanzen wie Glyphosat mit nachweislichen Gefahren für unsere Gesundheit sind sofort und dauerhaft zu verbieten.
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Substanzen wie Neonicotinoide mit nachweislichen Gefahren für Bienen sind sofort und dauerhaft zu verbieten. Das derzeitige Teilverbot dieser Agrargifte ist unzureichend, zumal der Chemiekonzern Bayer plant, mit drei neuen Insektengiften auf den Markt zu gehen, die ein hohes Risiko für Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten bergen. Dafür darf es keine Zustimmung der nationalen Behörden geben.
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Zulassungsverfahren für Pestizide müssen grundsätzlich auch deren Auswirkungen auf die Artenvielfalt berücksichtigen.
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