Alliance4Europe

„Wir alle müssen Verantwortung für Europa übernehmen“

[AUSSENANSICHT] Interview mit Peter Willisch, Manager einer Investmentgesellschaft und Mitgründer von Pulse of Europe München und der Alliance4Europe: zwei Initiativen engagierter Bürger*innen, die sich für Europa einsetzen. Wir haben ihn gefragt, was es braucht, um noch mehr Menschen für die europäische Idee zu begeistern.

Grüne Bayern: Lieber Herr Willisch, weshalb engagieren Sie sich für Europa?

Peter Willisch, Mitgründer von Pulse of Europe München und der Alliance4Europe

Peter Willisch

Peter Willisch: Europa ist für mich ein Gefühl von Heimat. Ich liebe es, in einer Gesellschaft zu leben, in der die Menschenwürde und das Wohl jedes einzelnen Menschen im Mittelpunkt stehen. Inzwischen richten sich populistische Stimmen jedoch nicht nur gegen die europäische Idee, sondern gegen die liberalen, freiheitlichen Gesellschaften als solche. Deshalb musste ich mich einfach engagieren. Durch einen Zufall hörte ich von Daniel Röder, der Pulse of Europe 2016 in Frankfurt erfunden hat. Mit einem kleinen Team habe ich die Idee Anfang 2017 nach München gebracht. Schon zur ersten Demo kamen weit mehr Menschen als erwartet, im April bereits mehrere Tausend – wir hatten einen Nerv getroffen.

Wofür steht Pulse of Europe, was möchten Sie damit erreichen?

Mit unseren Demonstrationen bieten wir Menschen die Möglichkeit, auf ganz einfache, niederschwellige Weise ihre Solidarität mit Europa auszudrücken. Und wir zeigen der Politik, dass wir viele sind. Vor allem wollen wir eine positive Grundstimmung erzeugen, denn das ist doch die Voraussetzung, damit wir in Europa gemeinsam und konstruktiv an Lösungen arbeiten und die EU weiterentwickeln können.

Planen Sie jetzt im Vorfeld der Europawahl besondere Aktionen?

Ja, das tun wir – ein gutes Beispiel sind die „HausParlamente“ von Pulse of Europe: Bürgerinnen und Bürger organisieren private, lebhafte Diskussionsrunden und motivieren so ihr Umfeld, die Zukunft Europas mitzugestalten. Auch viele weitere überparteiliche, pro-europäische Initiativen planen gerade Aktionen. Um all diese Initiativen zu unterstützen, habe ich inzwischen mit Mitstreiter*innen aus ganz Europa zudem die Alliance4Europe gegründet: Damit fördern wir die Vernetzung, betreiben Fundraising, stellen Kontakte zur internationalen Presse her und unterstützen durch Organisations-Knowhow. Unser Ziel ist es, möglichst viele Menschen von den Vorteilen Europas zu überzeugen und zum Wählengehen zu motivieren.

Wie gelingt es Ihrer Ansicht nach, gerade die Europaskeptischen zu überzeugen?

Zum einen mit einer positiven pro-europäischen Vision, vor allem aber mit ganz konkreten Konzepten, die sich zügig umsetzen lassen und den Menschen neue Chancen eröffnen. Und indem man zuhört! Bei den HausParlamenten kommen auch viele kritische Stimmen zu Wort, und das ist gut so. Die Menschen müssen wieder spüren, dass man ihre Sorgen und Hoffnungen ernst nimmt und Lösungen anbietet. Natürlich kann man auch daran erinnern, wie essentiell beispielsweise Arbeitnehmerfreizügigkeit oder Zollfreiheit für die Unternehmen sind. Aber den Noch-nicht-Überzeugten unterstellt man damit indirekt, sie hätten nicht begriffen, was uns Europa eigentlich nützt. Der positive Blick in die Zukunft und konkrete, konstruktive Vorschläge zur Verbesserung der EU sind für mich deshalb der beste Weg.

Was kann jeder und jede Einzelne von uns für Europa tun?

Zu einer Demonstration von Pulse of Europe zu gehen ist eine gute Möglichkeit von vielen. Wichtig ist vor allem, den ersten Schritt zu machen, alles Weitere ergibt sich meist von selbst. Für mich ist jedenfalls klar: Es steht zu viel auf dem Spiel, um einfach nichts zu tun. Nicht nur jede und jeder Einzelne von uns muss Verantwortung übernehmen, um unser freiheitliches, solidarisches und weltoffenes Europa zu bewahren und weiterzuentwickeln – auch Unternehmen, Stiftungen, Vereine und Verbände sind in der Pflicht. Dies ist eine Gemeinschaftsaufgabe, an der sich die Zivilgesellschaft beweisen muss und wird.

Lieber Herr Willisch, vielen Dank für das Gespräch!

 

Dieses Interview erschien erstmals im Magazin der bayerischen Grünen vom Dezember 2018.

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